Abbau trotz Corona
Auch im Jahr 2021 konnte sich der kontinuierliche Abbau der erwerbsfähigen Leistungsberechtigten und damit verbunden der Bedarfsgemeinschaften trotz der coronabedingten Einschränkungen fortsetzen. Im Jahresdurchschnitt lag die Zahl der erwerbsfähigen Leistungsbezieher 2021 bei 7.545 und ist im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 454 Personen gesunken (-5,7%).
Auch die Anzahl der nicht erwerbsfähigen Leistungsbezieher (Sozialgeld – Sozg.) ist im Jahresdurchschnitt 2021 zu 2020 gesunken. Die Anzahl liegt mit 2.218 Personen unter dem Niveau des Vorjahres (-13,2%).
Das Jobcenter Barnim betreute im JD 2021 somit 9.763 Bezieher von Arbeitslosengeld II, welche sich in 6.100 Bedarfsgemeinschaften (-350 / -5,4% zum JD 2020) aufteilen.
Im Jahr 2020 konnten langzeitarbeitslose Kundinnen und Kunden hiervon wiederum nicht profitieren. Ihre Zahl stieg im Vergleich zum Vorjahr um 17,9 % auf 1.994. Auch weiterhin wird der Abbau der Langzeitarbeitslosigkeit daher im Fokus unserer Arbeit stehen.
Digitalisierung 2.0/jobcenter.digital
Die bereits im 1. Coronajahr 2020 installierten neuen Kommunikations- und Arbeitsformen wurden auch in 2021 verstärkt genutzt und ausgebaut. Es erfolgte ein systematischer Ausbau der Onlineangebote über jobcenter.digital für einen möglichst kontaktlosen und unkomplizierten Zugang zu den Sozial- und Beratungsleistungen. Für notwendige persönliche Gespräche wurden die Voraussetzungen geschaffen, um sowohl für die Kundinnen und und Kunden, als auch für die Mitarbeitenden den größmöglichen Schutz vor Ansteckungen zu gewährleisten. Ein Umbau der Eingangszonen an beiden Standorten mit der Installation von Self-Service-Bereichen ermöglicht den Kundinnen und Kunden künftig eine größtmögliche Eigenständigkeit. Hierzu gehören Kundenscanner zur digitalen Abgabe von Unterlagen, genauso wie das Angebot von PC- und Tabletstationen zur eigenständigen Recherche und Anliegensklärung für all diejenigen, denen zu Hause die notwendige Technik fehlt. Eine eigene Jobcenter-App wird voraussichtlich ab Februar 2022 das digitale Angebot, zu dem auch die eigene Homepage gehört, ergänzen. In 2022 soll zudem eine Kundenansprache über die Videokommunikation ermöglicht werden, die die derzeitigen telefonischen Beratungen auf einer persönlicheren Ebene ergänzen wird.
Auch dem Anspruch des Onlinezugangsgesetzes wird mit den neuen Maßnahmen Rechnung getragen.
Die neuen Onlineservices werden seit März 2021 mit einer offensiven Werbekampagne in Zusammenarbeit mit der Barnimer Busgesellschaft beworben.
Die digitale Nutzung unserer Angebote konnte im letzten Jahr verstetigt werden. Eine weitere Steigerung in 2022 ist zu erwarten.
Implementierung des ganzheitlichen Beratungsansatzes
Seit März 2021 erfolgt die Beratung von Neukunden aus einer Hand, in gemischten Teams mit Vermittlungsfachkräften und Fachkräften des Leistungsbereichs. Alle Kunden, die erstmals oder nach einer Pause von mehr als 6 Monaten in die vermittlerische Betreuung eintreten, auch sog. ‚Aufstocker‘, die Arbeitslosengeld I und aufstockend ALG II beziehen und vorher vermittlerisch in der Agentur für Arbeit betreut wurden, werden in den ersten 6 Monaten von diesem Team umfassend begleitet. Das Team beinhaltet die Antragsannahme und die Leistungsbearbeitung in der Zeit, in der der Kunde in dem Team ist. Ziel ist neben dem schnellen und intensiven Abgleich der Marktmöglichkeiten, inkl. der Erstellung von Bewerbungsunterlagen etc., auch die kurzfristige Klärung ev. Förderbedarfe und die Umsetzung derselben. Zudem ist das Neukundenteam eine sog. Clearingstelle im Hinblick auf weitere Beratungsbedarfe, ärztliche Gutachten, § 16a SGB II etc. Das Team arbeitet ganzheitlich, vom ersten Beratungsgespräch an werden leistungsrechtliche Aspekte aktiv in das Gespräch einbezogen.
Kunden, die bereits länger im Leistungsbezug sind bzw. nach Ablauf der ersten 6 Monate werden in sogenannten Spiegelteams betreut, d.h. soweit möglich, arbeitet jeweils ein Leistungsteam mit einem Vermittlungsteam zusammen, einzige Ausnahme ist die Jugendberufsagentur, da hier die Kunden häufig weiterhin Mitglied der jeweiligen Elternbedarfsgemeinschaft sind und somit eine 1:1 Zuordnung eines Leistungsteams nicht möglich ist.
Allen Kundinnen und Kunden sollen somit eine bedarfsgerechte Bertreuung und Beratung erhalten.
Fokus auf besondere Personengruppen
Einige Kundengruppen profitieren noch sehr wenig vom sich erholdenden Arbeitsmarkt. Hierzu gehören vor allen Dingen unsere Kundinnen. Gerade Frauen haben häufig durch Kindererziehungszeiten unterbrochene Erwerbsbiografien bzw. können nach der Elternzeit aufgrund der Kinderbetreuung nur in Teilzeit zurück in den Job. Ist die Frau alleinerziehend, wird ein Wiedereinstieg ins Erwerbsleben umso schwieriger. Um unsere Kundinnen hier bestmöglich zu unterstützen, werden wir das nächste Jahr nutzen, um gemeinsam mit ihnen und unseren Arbeitsmarktpartnern nach Wegen aus dem Leistungsbezug zu suchen.
Schulprojekte Wunschbaum und Traumbaum
Das schulbegleitende Projekt zur frühen Berufsorientierung, der sogenannte „Wunschbaum“ sowie der Traumbaum, konnten trotz des Lockdowns Anfang des Jahres 2021 unter Beachtung der Rahmenbedingungen der pandemischen Lage an weiteren Grundschulen im Landkreis Barnim seit April 2021 starten (zunächst in Eberswalde und später auch in Bernau). Dabei arbeitete das Jc auch eng mit der Bildungsinitiative Barnim zusammen. Ziel des präventiven Angebotes in Grundschulen ist es, gerade in bildungsfernen Familien frühzeitig die Weichen für einen schulischen Erfolg mit zu stellen, um in den höheren Klassen eine gute Grundlage für die Berufsentscheidung zu haben. Auch die Ausstattung der bedürftigen und anspruchsberechtigten Familien mit digitalen Endgeräten wurde durch das Jobcenter unterstützt, nachdem hierfür die gesetzliche Grundlage geschaffen war.
Im Jahre 2022 sollen unsere Wunschbaumprojekte an den drei akquirierten Grundschulen wachsen. Hierzu soll die Durchführung der Schulsequenzen in unterschiedlichen Jahrgangsstufen und Unterrichtsfächern in Anlehnung an die Rahmenlehrpläne regelmäßig erfolgen. Außerdem soll bei Bedarf auch die Beratung der Eltern und Pädagog*innen zum Thema Bildung und Teilhabe erfolgen, um die Inanspruchnahme der Hilfen zu verbessern. Zudem wird in Zusammenarbeit mit den Schulen eine Verzahnung mit der regionalen Wirtschaft für einzelne frühe und vor allem praxisnahe berufsorientierende Sequenzen, z.B. Projekttage, angestrebt.
Ausbau und Verstetigung der Vor-Ort-Beratung
Gerade im Rahmen der pandemischen Lage war und ist es wichtig, die Kundinnen und Kunden niedrigschwellig vor Ort zu erreichen, um dem gesetzlichen Beratungsauftrag gerecht zu werden. Hierzu startete das Jobcenter ab April 2021 mit folgenden Angeboten, welche in Präsenz oder auch zeitweise per Videoberatung durchgeführt wurden:
- wöchentliche Beratung im Familienzentrum Spreewaldstaße in Eberswalde
- 14-tägige Beratung bei einem Träger in Bernau
Zudem war das Jobcenter mit einem mobilen Beratungsangebot vor Ort, zum Beispiel mehrmals in Oderberg auf dem Marktplatz oder auch zur Veranstaltung „QM informiert“ im Brandenburgischen Viertel in Eberswalde. Hinzu kamen mobile Vor-Ort-Beratungen beispielsweise in Bernau zum Thema Bildung und Teilhabe (BuT) und bei einem Träger in Eberswalde Nordend.
Das Jobcenter konnte sich dadurch noch besser mit den regionalen Partnern vernetzen und die Akzeptanz der Beratungsangebote bei den Bedarfsgemeinschaften stieg deutlich an. Zudem konnten erste positive Erfahrungen für ein „verzahntes Arbeiten“ (ganzheitliche Betreuung der Bedarfsgemeinschaft) gesammelt werden.
Während im Jahre 2021 die Vor-Ort-Beratung noch einen Projektcharakter hatte, so soll sie aufgrund der guten Resonanz ab dem Jahre 2022 durch das Jobcenter Barnim an beiden Standorten verstetigt und weiter ausgebaut werden. Ziel der Ausweitung ist es, weitere Integrationsfortschritte zu erzielen. Das gilt insbesondere für die Bedarfsgemeinschaften mit verfestigtem Langzeitbezug und Familien-Bedarfsgemeinschaften/Alleinerziehende. Wir wollen unsere Beratung zu unseren Kundinnen und Kunden bringen sowie die Netzwerkarbeit im Landkreis Barnim ausweiten.